Rotmilane niedergerungen

Sieben Tore, zwei Punkte: Niklas Ruß ging wieder als Kapitän vorweg. Foto: Hoffmann

Es dauerte lange, aber letztendlich kam die Leistungssteigerung doch noch. Weil die Drittliga-Handballer der SG Leutershausen in den letzten fünf Minuten der Begegnung eine Schippe drauf legten, durften sie sich nach drei Ligaspielen ohne Sieg wieder über einen 24:21-Erfolg gegen den HSC Bad Neustadt freuen. Es war ein hartes Stück Arbeit, man tat sich gegen das abgeschlagene Tabellenschlusslicht lange richtig schwer. Man biss sich die Zähne an dieser kampfstarken Mannschaft aus – aber es reichte.

„Wir wussten, dass es gegen Bad Neustadt ein Kampfspiel wird“, sagte Niklas Ruß. Der Kapitän der Roten Teufel traf an diesem Abend siebenmal: „Spielerisch konnten wir heute nicht glänzen, das muss man ganz klar so sagen – aber wenn man sich das Ende anschaut, dann haben wir auch verdient gewonnen.“

Insgesamt erinnerte vieles an die vergangenen Wochen: Lediglich Alexander Hübe kam in den Anfangsminuten im Leutershausener Tor auf Betriebstemperatur, indem er nicht nur viele harte Würfe aus dem Rückraum entschärfte, sondern sogar aus der Nahdistanz gegen die Bad Neustädter, die sich selbst Rotmilanen nennen, glänzte. Weil aber seine Vorderleute entweder in der Abwehr schliefen oder im Angriff die notwendige Durchschlagskraft, die es braucht, um ein Handballspiel in der Dritten Liga für sich zu entscheiden, vermissen ließen, entwickelte sich in der Heinrich-Beck-Halle, die mit rund 500 Zuschauern gefüllt war, eine durchaus enge und zudem torarme Begegnung.

Das sah auch Lukas Wichmann. Der bullige Kreisläufer, der mit seinen 19 Jahren kurzfristig die Lager gewechselt, sich der SG Nußloch ab- und den Roten Teufeln zugewandt hat, war nicht nur in der Halle, er durfte sich sogar mit der Mannschaft aufwärmen und erstmals das rote Trikot tragen.

Also sah Wichmann, dass in Leutershausen bei Heimspielen eine durchaus stimmungsvolle Atmosphäre herrscht, er musste aber auch zur Kenntnis nehmen, dass sich seine neuen Kollegen im Angriff noch mehr als schwer taten. Mal wurden die Würfe über die gegnerische Torlatte gejagt, mal stimmte das Zusammenspiel mit dem Kreisläufer nicht, mal kam man im Zweikampf zu spät und handelte sich vermeidbare Zeitstrafen ein. Kurzum: Es war so, wie in den vergangenen Wochen – irgendwie passten sich die Leutershausener auch diesmal dem Leistungsniveau des Gegners an. „Anfangs war das einfach zu unkonzentriert, das hat viel mit Aufmerksamkeit zu tun“, sagte Frank Schmitt. Der Trainer war nicht zufrieden, wie sich seine Mannschaft in der ersten Halbzeit präsentierte: „Bad Neustadt hat das gut gemacht und mit laufender Spieldauer immer mehr Selbstvertrauen bekommen.“

So war es ebenfalls nicht verwunderlich, dass sich die Zuschauer, als sie sich in der Halbzeit im Foyer anstellten, um sich eine knackige Wurst zu kaufen, über die Fehler der eigenen Mannschaft austauschten, aber dennoch guten Mutes waren, nach dem Wechsel eine Steigerung der Roten Teufel zu sehen zu bekommen. „Ich bin froh, jetzt dabei sein zu dürfen und hoffe, dass ich der Mannschaft schon bald helfen kann“, sagte Neuzugang Wichmann. Er wurde in der Halbzeitpause den Fans, die sich keine Wurst holten und in der Halle blieben, kurz vorgestellt.

Da wurde geklatscht und gejubelt, auf dem Feld lief es nach dem Seitenwechsel aber trotzdem weiterhin nicht. Zwar fehlten den Roten Teufeln weiterhin Abwehrchef Manel Cirac, der Langzeitverletzte Philipp Jaeger und Torhüter Jörn-Thore Döding – zudem konnten Hendrik Wagner und Philipp Bernhardt unter der Woche kaum trainieren -, dennoch hatte man sich gegen das Tabellenschlusslicht fest vorgenommen, mal wieder zwei Punkte einzufahren. Der Vorsatz wurde eingehalten, die Art und Weise war aber alles andere als souverän – am Ende durfte man sich trotzdem über den Erfolg freuen, weil man es schaffte, in den letzten Minuten die Fehler zu minimieren und die Begegnung in einen Heimsieg zu drehen. „Wenn wir wüssten, woran es liegt, dann würden wir es direkt abstellen“, sagte Ruß abschließend: „Irgendwie fehlt die Leichtigkeit. Heute war einfach nur entscheidend, dass wir gewonnen haben.“

Was zählt, sind Punkte.

Leutershausen: Hübe, Gärtner – Schreiber 4, Bernhardt, Schwarz, Muth 2, Rolka 4, Stippel, Ruß 7, Schmitt 3, Wagner, Seganfreddo, Mantek, Pauli 4/3.