Hübe hält den Punkt fest

Durfte sich zumindest über einen Punkt im Spitzenspiel freuen: Frank Schmitt. Foto: Steffen Hoffmann

Frank Schmitt wischte sich den Schweiß von der Stirn. Zurecht, es war heiß in der Sporthalle Nieder-Roden. Er stand gerade auf der Spielfläche und pustete durch; dort, wo noch Minuten zuvor eine hochinteressante Begegnung ihren Höhepunkt fand. Seine Mannschaft, die Drittliga-Handballer der SG Leutershausen, erkämpfte sich bei der HSG Rodgau Nieder-Roden, die sich selbst Baggerseepiraten nennen, ein 30:30-Unentschieden. Es war eine Punkteteilung, bei der sich beide Teams bis zum Schlusspfiff keinen Zentimeter schenkten. Niemand dachte auch nur kurz daran, die weiße Fahne zu hissen.

Die kuriosen letzten 15 Spielsekunden überstrahlten alles, was die Roten Teufel in diese Saison bisher erlebten: Erst traf Lucas Gerdon, der insgesamt neunmal netzte und ein überragendes Spiel machte, zum umjubelten 30:30-Ausgleich, im Gegenzug schafften es die Piraten im letzten Angriff nicht mehr, sich eine klare Chance herauszuspielen. Die Hausherren hatten – bei zwei verbleibenden Sekunden – noch einen Freiwurf, der aber im Leutershausener Block hängen blieb. Doch es war noch nicht vorbei: Weil das Schiedsrichter-Gespann einen leichten Schubser von Niklas Ruß mit einer Roten Karte bestraften, musste nach Schlusspfiff nicht nur der Kapitän von Bord, sondern die Seeräuber bekamen noch einen Siebenmeter zugesprochen. Und damit die Möglichkeit für Timo Kaiser, der nach langer Verletzungspause sein Comeback gab, die fast ausverkaufte Halle mit dem Siegtreffer zum Explodieren zu bringen. Routinier Alexander Hübe, der das Leutershausener Tor hütete, hatte aber etwas dagegen. Auch mit 36 Jahren ging er, nachdem Kaiser zweimal angetäuscht hatte, noch einmal elegant in die Knie und entschärfte das Geschoss. Es passte zur Dramaturgie.

„Ein normales Handballspiel hat irgendwann den Spannungshöhepunkt erreicht“, sagte Coach Schmitt: „Heute ging es aber irgendwie immer weiter, immer weiter.“ Der Übungsleiter war mit dem Punktgewinn bei den Hessen, den er als glücklich bezeichnete, zufrieden, schließlich verhinderte sein Torhüter im letzten Moment, dass die Teufel bei den Piraten baden gegangen wären. Er sprach von einem guten Handballspiel mit zwei Spitzenmannschaften: „Das Unentschieden geht, denke ich, in Ordnung, wenn man das ganze Spiel betrachtet.“

Denn sein Team, das ohne die verletzten Philipp Jaeger und Hendrik Wagner anreisen musste, spielte über weite Strecken einen ansehnlichen Handball, stellte eine stabile Deckung und kam in der Offensive vor allem durch die Maßnahme mit dem siebten Feldspieler zu wichtigen Torerfolgen. „Das hat heute sehr gut geklappt, wir haben nur ganz wenige Gegentore dadurch bekommen“, sagte Schmitt. Erfreulich war vor allem, dass in der Schlussphase – fünf Minuten vor dem Ende lagen die Teufel noch mit drei Toren im Rückstand – der junge Yannick Muth auf der Mittelposition große Verantwortung übernahm. Dynamisch, konzentriert und selbstbewusst umkurvte er die Piraten-Deckung, traf clevere Entscheidungen, setzte seine Nebenleute in Szene oder netzte selbst ein. Auch weil Muth großen Mut zeigte und nie aufsteckte, konnte man sich noch einmal zurück ins Spiel kämpfen.

So konnten die Teufel zumindest einen Punkt bei den Piraten erbeuten. Es war der nächste emotionale Höhepunkt.

SG Leutershausen: Hübe, Döding – Schreiber 3, Bernhardt, Schwarz, Muth 3, Rolka 3, Stippel, Ruß 2/2, Cirac 2, Schmitt 4, Seganfreddo 2, Mantek, Gerdon 9, Pauli 2/2.